Jan im Himmel - Johannes Wilhelm Wolf


Jan ging eines Abends in seinen Garten und setzte da eine Bohne in die Erde und als er am anderen Morgen wiederkam, da war die Bohne bis in den Himmel hineingewachsen. Da kletterte Jan an der Bohne hinauf und kam an die Himmelstüre und da stand der Apostel Petrus und fragte: "Jan, was willst du?" - "Ich will in den Himmel," sprach Jan. "Dafür muss ich zuvor Erlaubnis bei unserem Herrgott holen," sprach Sankt Peter; "raste, derweil ich das tue, hier ein bisschen auf meinem Dreifuß aus." - "Gut," sprach Jan und Sankt Peter ging in den Himmel und machte die Türe hinter sich zu. Jan aber wurde die Zeit lang und er schaute von dem Dreifuß nieder auf die Erde und sah dort drei Waschfrauen, welche wuschen und waschweiberten. Da nahm Jan ein Bein von dem Dreifuß und warf das unter die Weiber und eine jede meinte, die andere hätte das Bein geworfen, und sie fingen an, sich zu schimpfen und endlich schlugen sie sich gar. Jan lehnte den Dreifuß an die Wand und lachte aus Herzenslust, denn er hatte große Freude, dass ihm der Streich so gelungen war.

Inzwischen kam Sankt Peter zurück und wollte den Dreifuß wiedernehmen und sich setzen, aber er fiel zu Boden, so lang er gewachsen war. Da sprach er: "Jan, wo ist das Bein aus meinem Dreifuß." - "Ei, sieh doch," lachte Jan "Ich habe es unter die Waschweiber geworfen und die schlagen sich gottsbärmlich." - "Fängst du hier solche Streiche an," rief da Sankt Peter zornig, "dann packe dich nur schell fort."
Da ging Jan und suchte das Ende seiner Bohne, aber die hatte ein Schwein zernagt und gefressen. Jan besann sich nicht lange und machte aus Nudelnteig ein langes Seil und lies sich daran herab. Als er aber auf Kirchturmhöhe noch von der Erde war, da hörte sein Seil auf und er wusste nicht, was anders zu machen, als sich fallen zu lassen und das tat er auch und fiel zwanzig Klaster tief in die Erde, so dass er nun nicht wusste, wie da herauskommen.

Während er sich noch bedachte, wie er das anfangen sollte, kam ein kleines Vögelchen geflogen und das fing er sich und tötete es und rupfte ihm die Federn aus und machte daraus ein Kopfkissen, worauf er bald einschlief. Als er wieder erwachte, fiel ihm ein, dass er eine große Schaufel zu Hause habe und die holte er sich und grub ein Treppchen und stieg ganz gemächlich herauf; und als er oben war, zündete er die Federn des Vögelchens an und das gab einen so erschrecklichen Brand, dass die eiserne Schaufel in seiner Hand schmolz, dass Holz am Stiele blieb aber unversehrt.

Quelle:
Deutsche Märchen und Sagen - Johannes Wilhelm Wolf (1845)


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